Stell dir vor, du stehst an einem Ort, der seit Jahrhunderten Menschen willkommen heißt. Wo einst Kaufleute mit exotischen Waren ihre Karren durch das Tor schoben, und Ritter mit glänzenden Panzern die Stadt betraten, pulsiert heute das moderne Köln. Denn die Hahnentorburg, ein Relikt mittelalterlicher Stadtkultur, erzählt von einer Epoche, in der Stadtmauern nicht nur Schutz boten, sondern auch die Identität einer Stadt formten. Wer durch ihre imposanten Bögen schreitet, bewegt sich auf einem Stück Geschichte – einem Bauwerk, das über 750 Jahre städtischen Wandel überlebt hat.
Die Hahnentorburg am Rudolfplatz bildet heute das historische Gegenstück zu einem urbanen Raum, der sich ständig wandelt, aber seine Wurzeln nicht vergisst. Als eine von ursprünglich zwölf Torburgen in der acht Kilometer langen Stadtmauer Kölns sicherte sie einst den Zugang zur Stadt im Westen, an der Straße nach Aachen und Jülich.
Hahnentorburg historisch betrachtet
Als „nova porta“ erfährt die Hahnentorburg 1264 ihre erste historische Erwähnung. Nach der Krönungszeremonie in Aachen betraten im Mittelalter Könige die Stadt durch dieses Tor, um in den Kölner Dom einzuziehen. Der Name des Tors leitet sich entweder vom Grundbesitzer „Hageno von Anselm“ aus dem 12. Jahrhundert ab oder auf die Herleitung über „Hano“, als Holztor, wegen der Waldgebiete entlang der Straße nach Aachen. Als „Hanenpforts“ führt sie die „Kölner Stadtansicht von 1570“, dem Mercatorplan des Kartografen Arnold Mercator, einem Stadtplan Kölns. Zur „Hahnen-Pforte“ wurde sie 1812. Einer der Halbtürme der Hahnentorburg wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört.
Highlights, frisch herausgepickt
Aus mehr als 750 Jahre Geschichte, lassen sich nur einige wenige der bedeutenden Begebenheiten herauspicken. So ging beispielsweise die 12-jährige Ennchen Linnartz, die letzte verbrannte Hexe, 1655 durch das Hahnentor zur Hinrichtungsstätte an Melaten. 1795 erhält das Hahnentor die Nr. 5283 ½. Warum ½? Zur Kennzeichnung eines öffentlichen und daher steuerfreien Gebäudes. 1804 tritt Kaiserin Josephine durch das Hahnentor in Köln ein. 1814 verlassen die letzten Franzosen Köln durch das Hahnentor, bevor Köln zu einem Teil der preußischen Rheinprovinz wird. 1946 zieht der Kölnische Kunstverein ein und stellt hier erstmals aus. 1996 kommt es zu einer Teilsanierung der Außenmauern, in 2001 wird die an das Tor angebaute Brücke saniert und neugestaltet, in 2002 die Außenbeleuchtung installiert. Eine größere Sanierung erfolgt 2007. 2012 wird die Hahnentorburg im Micky-Maus-Magazin als Panzerknacker-Hauptquartier erwähnt. Und bis 2016 hatte die EhrenGarde, Kölns große Karnevalsgesellschaft, hier ihren Hauptsitz.
Zwölf Torburgen Kölns, die Stadt zu schützen…
Die historischen Torburgen Kölns – im 12. und 13. Jahrhundert errichtet – waren Teil einer imposanten Stadtmauer, die Köln nicht nur vor Angriffen schützte, sondern auch ihre Identität als eine der bedeutendsten Handelsmetropolen Europas prägte. Hier kontrollierte man nicht nur den Zugang von Handelstreibenden, Reisenden und Pilgernden, sondern auch den Fluss von Ideen, Waren und Kulturen.
Noch heute vermitteln die erhaltenen Torburgen einen Eindruck von der einstigen Größe der Stadtmauer. Die mittelalterlichen Stadttore waren zugleich Schutz, Schwelle und Repräsentation, Orte der Begegnung und Kontrolle.
Vier Torburgen erhalten geblieben
Mit dem Abriss großer Teile der Stadtbefestigung im 19. Jahrhundert blieben nur vier von Kölns Torburgen bis heute erhalten – neben der Hahnentorburg die baugleiche
Eigelsteintorburg am Eigelstein, nahe Ebertplatz, die
Severinstorburg im Herzen des Severinsviertels sowie die Ulrepforte am Sachsenring in der Altstadt-Süd.
Alle Torburgen sind integraler Bestandteil eines urbanen Raums, der sich zwischen Tradition und Moderne bewegt. Ihre zentrale Lage macht sie zu spannenden Ausgangspunkten für deine Erkundungstouren, die das mittelalterliche Erbe Kölns mit dem pulsierenden Leben der Gegenwart verbinden.