St. Aposteln

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Öffnet um 07:00 Uhr
Kirche

Die Musikkirche unter den romanischen Kirchen

Inmitten von Zypressen, Obstbäumen und Lavendelfeldern leben die Nonnen der Abtei Notre-Dame des Fidélité, die für die App Neumz 7.000 Stunden Gregorianische Gesänge mit eingesungen haben. Damit wurden die Nonnen Teil des bisher umfangreichsten Aufnahmeprojekts in der Musikgeschichte.

Seit 2022 ist die weltweit genutzte App erhältlich und markiert den „Aufschwung“, den die Gregorianik in der modernen Zeit erlebt. In den akustischen Genuss derselben gelangst du in Köln nur in einer Pfarrkirche live, am Sonntag: nämlich in St. Aposteln. 

Aulakonzerte, Basilikakonzerte, Sonntagsmusik: Konzertreihen

Musik besetzt in St. Aposteln in Gottesdiensten und Konzerten eine besondere Rolle, die ihr auch den Beinamen Kölner Musikkirche eingebracht hat. Mehrere Konzertreihen wie die Aulakonzerte, Basilikakonzerte oder die sehr bekannte „Sonntagsmusik“ – ein Kurzkonzert von einer halben Stunde jeden Sonntagnachmittag – füllen den abwechslungsreichen musikalischen Veranstaltungskalender von St. Aposteln, der durch die vier eigenen Chorgruppen mit etwa 80 Sänger*innen sowie Gast-Sänger*innen, -Chöre und -Instrumentalisten gestaltet werden.

Mit drei Orgeln, einem Cembalo, drei Flügeln und nicht zuletzt mit einem der größten Geläute der Stadt Köln, bestehend aus sieben Glocken, ist St. Aposteln auch instrumental reich ausgestattet. Das hat in der Basilika übrigens Tradition: über eine Orgel verfügte St. Aposteln vermutlich schon um 1493, historisch belegt sind vier große Orgelneubauten seit 1734, und der Geläut-Kern stammt aus dem Jahr 1507. 

Jeden Sonntag und Festtage: Lateinisches Hochamt 

Ein kleines Highlight und fast eine Singularität im gesamten Erzbistum: Jeden Sonntag und an Festtagen feiert die Gemeinde von St. Aposteln ein Lateinisches Hochamt mit gregorianischem Choral und Chormusik in Latein, gestaltet von den eigenen Ensembles, der Herrenschola und Damenschola.

Gregorianische Gesänge: einzigartig in Köln 

Die einstimmigen, liturgischen Gesänge der Gregorianik reichen als traditionelle Musik der katholischen Kirche für festliche Messfeiern bis ins 8. Jahrhundert zurück. Gesungen werden sie auf Latein, von einem Chor oder Schola Cantorum, einem speziellen Chor für gregorianische Gesänge, der neben Latein die gregorianischen Neumen sowie die acht ungewohnten Kirchentonarten beherrschen und den freien Sprachrhythmus ohne festes Metrum und eine präzise Intonation einhalten muss. 

Das alles macht den gregorianischen Choral sehr anspruchsvoll, aber eben auch sehr eindrucksvoll und im höchsten Maße spirituell. Zur Veranschaulichung für dich: Einst im Mittelalter hat man für das Erlernen und Memorieren des gesamten Repertoires etwa zehn Jahre intensives Üben veranschlagt, über die Viva-voce-Methode, also über das Vor- und Nachsingen grenzte das Lernen mehr an eine Prozedur als an ein vergnügliches Prozedere.

Im Zuge der Liturgiereform um 1960 ersetzten immer mehr volkssprachliche Gemeindegesänge die gregorianischen Choräle und so erklingen sie heute nur noch in wenigen Kirchen und vorwiegend in Klöstern der Benediktiner*innen und Zisterzienser*innen, die diese Musik-Tradition bis heute pflegen – und eben jeden Sonntag in St. Aposteln. Dein Latein ist mehr als dürftig: Keine Sorge, Lesungen und Predigt sind auf Deutsch, und für das Hochgebet liegt ein besonderes Gebetbuch für dich bereit, in Latein/Deutsch. 

Vom 11. Jahrhundert bis heute 

Einst lag St. Aposteln außerhalb der 4 km langen und 8 Meter hohen römischen Stadtmauer. Heute befindet sie sich inmitten der Kölner City, nahe des Neumarkts und dem Eingang zur Schildergasse, als monumentale Oase der Ruhe. 

Im 11. Jahrhundert ließ Erzbischof Pilgrim eine dreischiffige Basilika erbauen, mit angrenzendem Chorherrenstift. Geweiht wurde sie u. a. den 12 Aposteln. Wie bei den anderen romanischen Kirchen Kölns stand an der Stelle zuvor ein anderer, einfacher Kirchenbau. Die heutige Form von St. Aposteln entstand vornehmlich im 12. und 13 Jahrhundert nach einem Brand: Es kamen der fünfgeschossige Turm, die Gewölbe des Langhauses, die achteckige Kuppel über der Vierung sowie der überkuppelte Kleeblattchor dazu nach dem Vorbild von Groß St. Martin

Architektonisch spannend wird es zwischen den Kleeblättern, den Konchen: Hier erheben sich die zwei Türme, die im Untergeschoss in kleinen Räumen münden. In den Mauern verbergen sich Wandtreppen und Gänge und die Treppe der Ostkonche führt einst zu einer Pforte mit anschließender Brücke zum Wehrgang der römischen Befestigungsmauer. Sie ist heute allerdings zugemauert. Wenn du also durch die Hallen gehst, mach dir bewusst, was diese Mauern alles zu erzählen haben.

Zweiter Weltkrieg: nur ein Mosaik blieb erhalten 

St. Apostel veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder – wie die übrigen einzigartigen romanischen Kirchen Kölns: Im 17. Jahrhundert wurde etwa die Krypta zugeschüttet, im 19. Jahrhundert das Stiftsgebäude abgebrochen und es kam kostbarer, farbenfroher Mosaikschmuck dazu. Der zweite Weltkrieg sorgte allerdings für starke Beschädigungen – am Gewölbe, an den Konchen, an den Türmen und an allen Dächern. Nur ein Mosaik der einst reichen Ausstattung blieb in einer spitzbogigen Nische danach erhalten: Christus als Guter Hirte. Du findest es an der Nordseite des Westquerhauses. Die Wiederherstellung und die Neuausstattung zum heutigen Erscheinungsbild mit modernen Deckenfresken dauerte lange, bis 1993. 

Ein Teil der ursprünglichen Ausstattung von St. Aposteln ist erhalten geblieben. Das kostbarste Stück: der Heribertskelch, der älteste Kelch Kölns aus dem Jahr 1230, der nur an Ostern und Weihnachten aus der kleinen Schatzkammer kommt. Nur etwas jünger sind die 12 holzgeschnitzten Apostelfiguren aus dem Jahr 1330, deutlich älter die romanische Sitzfigur vom Heiligen Paulus um 1160. Von einem der führenden Maler von Köln im 17. Jahrhundert stammt das große Altarbild im Kleeblattchor mit dem Martyrium der Heiligen Katharina. 

Aposteln-Aula, einst Notkirche, heute Raum der Begegnung

Vielleicht hast du neben St. Aposteln den neueren Anbau entdeckt: Nach dem Krieg errichtete man 1955 an St. Aposteln eine Notkirche im Stil der 50er-Jahre. Als Aposteln-Aula steht sie heute generalsaniert für Vorträge, Konzerte, Gespräche und Raum der Begegnung zur Verfügung. 

St. Aposteln und die Richmodis-Legende

Schwenken wir zum Abschluss noch einmal ein paar Jahrhunderte zurück, um auch Legenden um St. Aposteln noch etwas Raum zu geben. Dafür begeben wir uns auf den alten – heute nicht mehr existierenden – Friedhof von St. Aposteln … Köln, Anno Domini 1349: Die Pest versetzte die Domstadt in Angst und Schrecken, doch in diesen Zeiten der Not ereignete sich ein Wunder, das noch heute in den Gassen der Stadt erzählt wird. Die reiche Patrizierin Richmodis von Anducht erkrankte schwer und wurde schließlich für tot erklärt. Auf dem Friedhof St. Aposteln fand sie ihre letzte Ruhestätte, die wirklich ihre letzte hätte sein können, wenn nicht Grabräuber ihrer Profession nachgegangen wären, sie um ihre Grabbeigaben zu erleichtern.

Der Tod behielt in jener dunklen Nacht jedoch nicht die Oberhand, vielmehr das Wunder des Lebens, denn Richmodis erhob sich aus ihrem Grab und rannte in geisterhafter Hast zurück zum Haus ihres Gatten. Doch dieser glaubte nicht, dass wirklich seine Frau dort an der Pforte Einlass begehrte und spottete: „Eher laufen meine Pferde den Turm hinauf, als dass mein Weib von den Toten auferstanden ist!“

Auf seine Worte hin, brachen seine Pferde aus dem Stall los und stürmten mit ohrenbetäubendem Poltern den Turm empor. Also richte deinen Blick nach oben, wenn du von St. Aposteln zum Neumarkt deine Schritte lenkst – und du erblickst noch heute die Pferdeköpfe an den Fenstern des Richmodis-Turms, die an jene schicksalhafte Nacht erinnern, in der das Übernatürliche und der Alltag auf dramatische Weise kollidierten

Gut zu wissen

Öffnungszeiten

Öffnet um 07:00 Uhr
Sonntag - Samstag
09:00 - 12:00
13:00 - 16:00

Allgemeine Informationen

  • Bushaltestelle vorhanden

Eignung

  • Schlechtwetterangebot

  • für jedes Wetter

  • für Gruppen

  • für Schulklassen

  • für Familien

  • für Individualgäste

  • Senioren geeignet

Zahlungsmöglichkeiten

Eintritt frei

Anreise & Parken

Haltestelle: Neumarkt

Stadtbahn: 1, 3, 4, 7, 9, 16, 18
Bus: 136, 146

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