St. Clemens

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Kirche

Rechtsrheinisch, romanisch – direkt am Rhein und mit Blick auf den Dom 

Vor ungefähr 800 Jahren waren Schiffe aus Holzkonstruktionen. Untiefen, Sandbänke und Strudel machten die Navigation auf dem Rhein riskant und die Kenntnisse über den Verlauf des Flusses beruhten auf lokalen Überlieferungen – kurz: Vater Rhein war damals ein weitaus gefährlicher zu befahrender Strom als heute. Und die Existenz von Schifferkirchen wie St. Clemens bot Seeleuten wohl eine Art spirituellen Ankerpunkt, an dem sie Schutz und Segen für ihre Routen erbitten konnten. Dafür spricht auf jeden Fall die direkte Lage von St. Clemens unmittelbar am Wasser. 
Oft war der heilige Clemens übrigens Schutzpatron der Schiffer sowie der Kirchen am Rhein – so ist St. Clemens nicht die einzige Kirche in Köln, die dem heiligen Clemens geweiht wurde. Auch die Basilika St. Kunibert trug einst seinen Namen. 

St. Clemens: kleine Schifferkirche

Die kleine, bis heute einzige katholische Kirche Köln-Mülheims aus dem 12./13. Jahrhundert, in der aktiv Hochzeiten, Taufen sowie weitere religiöse Aktivitäten stattfinden, lässt sich innen wie außen besichtigen. Interessierst du dich für mittelalterliche, sakrale Architektur, so sind die zahlreichen Baumaßnahmen des 16., 17. und 18. Jahrhunderts, die dieses Gotteshaus durchlebt hat, sicher für dich wissenswert. Eine weitere Besonderheit: St. Clemens ist Start- und Zielpunkt einer jährlichen Prozession an Fronleichnam, die per Land und per Schiff über den Rhein geht. 

Saalkirche aus dem 12./13. Jahrhundert

Die heute dreischiffige St. Clemens entstand um 1210 als romanische Saalkirche, einschiffig, mit einem rechteckigen Grundriss. Das fand man jedoch erst im Jahr 1939 während Restaurierungsarbeiten heraus: Untersuchungen zeigten einen verdeckten Rundbogenfries und eine Lisenenteilung, die auf eine einschiffige dreijochige Kirche schließen ließen, die spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts am Ort stand. Im März 1949 bestätigten sich die Hinweise auf ihre frühe Entstehungszeit als romanisches Bauwerk. Obwohl St. Clemens über romanische Merkmale verfügt, zählt sie nicht zu den 12 bekannten romanischen Kirchen in Köln, die sich auf der anderen Rheinseite in der Innenstadt befinden. 

Umbauten und Zerstörung: 15., 16. 17. und 18. Jahrhundert 

Die weitere Historie erzählt sich kurz wie folgt: Im Jahr 1414 erfolgte vermutlich der Umbau von einer Kapelle in eine kleine Kirche. Verbunden mit der Vergrößerung erfolgte eine herzogliche Stiftung mit Gründung eines Hospitals sowie einer Vikarwohnung. Von da an war ein die Gemeinde betreuender Geistlicher vor Ort. 
Weitere Ausbauten sind auf einer Zeichnung aus 1589 zu sehen – hier hat St. Clemens ein Satteldach mit spitzem Dachreiter sowie möglicherweise eine Vorhalle. Aus dieser spätmittelalterlichen Zeit sind heute jedoch keine Spuren mehr zu finden. 
Mit den zerstörten Befestigungsanlagen im Herbst 1614 durch den Spanier Spinola ging vermutlich auch die Zerstörung der Kirche St. Clemens einher. Vermutlich wiederaufgebaut oder umfassend restauriert wurde sie dann dreischiffig im Jahr 1629. In 1720 gab es dann die letzte Vergrößerung – bis die Eisflut in 1784, die einen erheblichen Teil Mülheims zerstörte, auch St. Clemens stark beschädigte. Ab 1796 diente St. Clemens dann als Pfarrkirche für die Katholiken in Mülheim. 

Wiedererrichtung durch Joachim Schürmann

Erst der 2. Weltkrieg brachte nach den zahlreichen baulichen Veränderungen erneut die Notwendigkeit, mehr als nur instandhalterisch Hand an zu legen. Denn nach den Bombardements der Alliierten standen von St. Clemens nurmehr Reste, bestehend aus dem Mauerwerk des ausgebrannten Erdgeschosses sowie dem Turm-Torso. 
Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau durch den Architekten Joachim Schürmann – in den Jahren zwischen 1952 und 1960. Schürmann wollte eine weißgekalkte, schlichte Kirche errichten, in der man – so sein Ausdruck – eine „Romanisierung im Geist der Moderne“ erkannte. Besonders das Bronzeportal von Schürmann dürfte dir vor Ort auffallen. Bellot, der in 1994 die baugeschichtlichen Abläufe der Clemenskirche zu rekonstruieren versuchte, kritisiert dabei diese Arbeiten, da der Wiederaufbau nicht den Vorkriegszustand widerspiegelte, sondern eher eine rationalisierte Neuinterpretation des Architekten darstellt.

Mülheimer Gottestracht – Fronleichnamsprozession 

Seit über 400 Jahren findet von der Gemeinde St. Clemens und Mauritius eine besondere Prozession statt, die Mülheimer Gottestracht – von mittelhochdeutsch „trahte“ –, bei der die Mülheimer ihr Allerheiligstes, die Monstranz mit der heiligen Kommunion, auf einem Prozessionsschiff rheinaufwärts Richtung Zoobrücke und zurück nach Mülheim tragen. Viele Gläubige sind Jahr für Jahr dabei, teils auf begleitenden Schiffen. 
Der Weg führt zuerst über Land – und macht auch an der Liebfrauenkirche in der Regentenstraße halt, die einst gebaut wurde, weil die Pfarrkirche St. Clemens zu klein wurde für die Gläubigen, wodurch St. Clemens 1864 die Pfarrechte verlor. Ausgangspunkt der Gottestracht ist jedoch die Clemenskirche – und St. Clemens ist ebenso das Ziel der Prozession. 

Gut zu wissen

Eignung

  • für Individualgäste

Anreise & Parken

Der Fußweg von der Haltestelle 'Mülheim Wiener Platz' (Straßenbahn: 4, 13, 18) zur Kirche St. Clemens beträgt circa 8 Minuten.

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