St. Maria in Lyskirchen

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Kirche

Eine Kirche zum Aufschauen, Eindenken und Anbeten

Kaum zu glauben, dass dieser Strom zufriert, siehst du den Rhein breit und stark durch Köln fließen. Und trotzdem: 1783/1784 maß seine Eisdecke etwa 14–16 Fuß, so dass sogar Feste und Märkte auf dem zugefrorenen Rhein stattfanden. 14–16 Fuß bedeuteten damals mehr als 4 m. Doch das anschließende Tauwetter führte zu riesigen treibenden Eisbrocken und -Schollen, die ganze Dörfer zerstörten. Und ebenfalls zum höchsten Hochwasser, das die Domstadt jemals erlebt hat. Ein Gefühl für die Ausmaße gibt dir das Westportal von St. Maria in Lyskirchen, über dem Türsturz, wo diese Hochwassermarke vom 28. Februar 1784 zu lesen steht.

Hier tritts du auch ein in die kleinste der weltweit einzigartigen 12 romanischen Kirchen Kölns – um über dir die historischen Gewölbefresken aus dem 13. Jahrhundert anzuschauen, die als einzige ihrer Art in Köln die Jahrhunderte überdauerten. Oder die lebensgroße Schiffermadonna aus dem 15. Jahrhundert. Oder um die Weihnachtszeit und das Neujahr Kölns berühmte Milieukrippe, die Besucher*innen bereits seit mehr als 20 Jahren zum Nachdenken über unsere Zeit anregt und neben den klassischen Krippenhelden bewusst auch Queere, Prostituierte oder Flüchtlinge figurisiert. Denn die Krippe ist für alle da.

Geschichte und Bau St. Maria in Lyskirchen 

Nur wenige Schritte von Schokoladenmuseum und Rheinauhafen entfernt, steht seit mehr als 800 Jahren die dreischiffige Emporenbasilika St. Maria in Lyskirchen, ihre Vorgängerbauten und heutigen Fundamente – eine Saalkirche aus dem 10. Jahrhundert und eine größere Kirche des 11. Jahrhunderts – sogar schon länger. Erstmals wurde eine Marienkirche am Rhein um 948 urkundlich erwähnt. Der Name Lyskirchen geht wahrscheinlich auf Lisolvus oder Lysolfus als Errichter einer ursprünglichen Eigenkirche zurück.

Wie bei den anderen romanischen Kirchen folgten über die Jahrhunderte zahlreiche Umbaumaßnahmen: romanische Fernster wurden im 16. Jahrhundert durch gotische ersetzt, im 17. Jahrhundert wurde im Stile des Barock umgebaut, im 19 Jahrhundert erfolgten umfangreiche Renovierungen. Doch einige Kostbarkeiten aus dem Mittelalter haben die Veränderungen und auch die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg überlebt: wie etwa die Gewölbefresken.

Deckengewölbe, Wandgemälde und andere wertvolle Ausstattungen

Lenke deinen Blick nach oben – im Mittelschiff und in den beiden Chorkapellen, wo dir die historischen Gewölbemalereien die Fülle und Pracht der Mittelalter-Farben offenbaren. Das Gewölbe im Mittelschiff zeigt dir einen vollständig erhaltenen typologischen Zyklus mit Ereignissen aus dem Alten und Neuen Testament, die paarweise angeordnet einander gegenübergestellt sind. 

Entstanden um 1250, wurden diese einst übertünchten Gewölbefresken um 1879–1881 erst wieder im Zuge von Neuausstattungen freigelegt und überstanden danach sogar den Zweiten Weltkrieg – trotz schwerer Beschädigungen der Kirche. Gleiches gilt für die Deckenmalereien in den beiden Chorkapellen aus den Jahren um 1270, die in jeweils acht Szenen die Nikolauslegende und die Katharinenlegende illustrieren.

Ebenfalls erhalten geblieben: ein Wandgemälde im Muldenstil über dem Westportal, ein flachbogiges Tympanon, das auf 1220/30 datiert sogar noch älter ist als die Gewölbefresken. 

Die drei Bleiglasfenster über dem nördlichen Seitenschiff aus 1520/30 sowie die überlebensgroße Schiffermadonna aus dem Jahr 1410/20 seien hier exemplarisch für wertvolle Ausstattung von St. Maria in Lyskirchen erwähnt.

Ein Highlight und Besuchermagnet der Kirche stammt jedoch aus viel jüngerer Zeit: die Milieukrippe.

Milieukrippe: eine Institution und gedankliche Bereicherung

Jahr für Jahr wird eine der berühmtesten Immobilien immer wieder neu aufgebaut – in Millionen Kirchen, Wohnzimmern neben dem Weihnachtsbaum oder auf Weihnachtsmärkten: die Bewohner*innen der Krippe sind auch immer die gleichen – Maria, Josef und das Jesuskind. In der Milieukrippe von St. Maria in Lyskirchen gesellen sich zur Basisbesetzung auch Queere, Prostituierte oder andere Figuren neu hinzu. Denn Offenheit und Toleranz statt Ausgrenzung gehört hier zum Programm. 

Seit 25 Jahren versteht sich die Milieukrippe als bedeutendes Schauobjekt, das nicht nur einen modernen Diskurs anregt, sondern auch einen weihnachtlichen Bogen zur Gegenwart mit ihren aktuellen Fragen schlägt. Die offenen Krippenführungen unter der Regie des Krippenerbauers Benjamin Marx bieten dir Gelegenheit, Kunsthistorisches und Sozialkritisches zu verbinden. Unser Tipp: Termine vorher prüfen.

Gut zu wissen

Öffnungszeiten

Eignung

  • für Gruppen

  • für Familien

  • für Individualgäste

Zahlungsmöglichkeiten

Eintritt frei

Anreise & Parken

Der Fußweg von der Haltestelle Heumarkt (Straßenbahn: 1, 5, 7 ,9) zur Kirche St. Maria in Lyskirchen beträgt circa 6 Minuten.

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Anfahrt
St. Maria in Lyskirchen
An Lyskirchen 10
50676 Köln