„Ich bin ein Kölsch“ – sagte Bill Clinton nach dem Genuss eines Mühlen-Kölsch nebst rheinischem Sauerbraten mit Klößen und Apfelkompott in 1999. Weshalb wohl dort, in der Brauerei zur Malzmühle, Kölns zweitältestem Brauhaus, der rheinische Sauerbraten auch heute noch der Renner ist. Für eine ausgiebige Brauhaustour mit oder ohne Sauerbraten, deftige Klassiker wie Himmel un Äd Eisbein oder Bratwurst stehen dir in Köln, der einzigen Stadt, die das bekannte Kölsch auch brauen darf, allerdings wirklich viele, viele Optionen offen.
Brauhäuser in Köln
„Drink doch ene mit“
Überlebenswichtig für die Brauhaustour: der Köbes und die Bierdeckel-Sprache
Zwischen Dom, Rathaus und Rheinpromenade reiht Köln so viele Brauhäuser auf, dass du mit Sicherheit eher deinen Deckel auf die Kölsch-Stange legst, noch bevor du sie alle kennst. Denn mit dieser Geste zeigst du dem Köbes: Genug ist genug. Zeit, nach Hause zu gehen.
Was dich zuvor erwartet? Kölns urigste Gaststätten, voll mit freudvoller Lebendigkeit und einzigartig rustikalem Charme. Wohl nirgendwo erlebst du die kölsche Gastlichkeit so herzlich-ruppig wie in der Brauhauskultur – ob in der Innenstadt oder der Altstadt.
Köln & Kölsch: von der einzigen Sprache, die du auch trinken kannst…
Wie diese Atmosphäre im Brauhaus sich wohl anfühlt, fragst du? Die Kommunikation ist unkompliziert, Unterschiede fallen unter den Tisch, man feiert und trinkt halt zusammen, frei nach dem berühmten Kölner Grundgesetz „Drink doch ene mit“ – eine von den rund 25 in Köln gebrauten Kölsch-Marken.
Ach ja, zum Thema Kölsch: Dieses obergärige Bier kommt durch seine spezielle Art der Gärung als besonders leicht und bekömmlich daher, baut es doch Zucker- und Malzstoffe wesentlich stärker ab als andere Biere.
Serviert wird dir das gute Kölsch vom Köbes, in seiner typischen Köbes-Manier – und zwar in der ebenfalls typischen Kölsch-Stange in Zylinder-Form mit einem Fassungsvermögen von 0,2 l. Dafür eilt der Köbes dienstfertig mit dem Kranz an Kölsch herum und kredenzt das frisch aus dem 10-l-Faß gezapfte Kölsch auf den Tischen – immer kühl und frisch. Nit lang schwade – lade!
Auf ein Wort: Kölsch und Köbes
Apropos Köbes: Was du vielleicht andernorts als Zumutung ansehen magst, gehört hier im Kölner Brauhaus mit zur stadteigenen Kultur. Der Köbes ist gut und gern das Unikum deutscher Servier-Kunst. Gekleidet in seine alte Brauknechtstracht aus hochgeschlossener blauer Strickjacke mit schwarzknöpfriger Doppelreihe, schwarzer Hose, blauer Schürze und Leder-Tasche fürs Geld vor dem Bauch, sorgt er mit fürs Brauerei-Erlebnis – mal vorlaut und herb, mal mundfaul und trocken, dann wieder herzlich und heiter. Je nachdem sorgt das für hanseatische Verblüffung oder heiteres Gelächter, wie so oft: es kommt auf dich an. Eins bleibt jedoch so sicher wie das Amen im Dom: im Brauhaus hat das kölsche Tradition.
Brauhäuser in Köln: schon seit hunderten von Jahren
Mehr als 500 Jahre existieren die Kölner Brauhäuser bereits. Im Jahr 1412 nennt ein Erlass des Magistrats für die Stadt Köln – also innerhalb der Stadtmauern – 21 zunftmäßige Brauereien. Seit 1318 wird die Brautradition an der Straße Unter Taschenmacher bewahrt und seit 1914 unter dem Namen Sion geführt – und auch das Cölner Hofbräu P. Josef Früh am Dom oder die Brauerei Päffgen an der Friesenstraße gibt es seit mehr als 100 Jahren. Interessant für alle Liebhaber*innen historischer Ess- und Trinkkultur wird es wohl allemal – bei einer der Kölner Brauereiführungen.
Das Päffgen, laut Gastronomiekritiker Jürgen Dollase eine Gaststätte mit „klar-herausgearbeitete[r], prototypische[r] rheinische[r] Küche“, braut des Kölners Lieblingsgetränk im eigenen Keller an der Friesenstraße – und bringt das Kölsch auf deinen Tisch. Dazu gibt’s deftige Speisen wie Grünkohl mit Mettwurst, Bierhaxe, Schnitzel oder Bratwurst. Oder auch ein halbes Hähnchen mit Pommes Frites. Aber natürlich gibt es in den Brauhäusern auch die speziellen Kölschen Gerichte – wie Halver Hahn, ein mit altem Holländer-Käse und Senf belegtes, halbes Roggenbrötchen, den Rheinischen Sauerbraten oder Blut- und Leberwurst in der Pfanne gebrutzelt. Guten Appetit.
Brauhäuser & Moderne in Köln: was es noch zu sagen gäbe….
Auch die Brauhauskultur zeigt sich heutzutage in modernem Gewand: so findest du mittlerweile auch Brauhauskultur ohne Köbes oder mit internationalem oder saisonalem Essen – auch ohne Fleisch oder sogar mit veganem Gulasch. Manches Brauhaus serviert heute sogar Alt-Bier. Allen gemeinsam bleibt dabei: das kölsche Urige. Oder – wie die New York Times einst über die kölsche Brauhauskultur schrieb: „But drinking a Kölsch is more than just drinking a beer: it’s like drinking an entire culture.“
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